Vom Top zum Flop – warum große Bauprojekte so oft scheitern
Warum scheitern Großprojekte wie etwa der Berliner Flughafen oder die Elbphilharmonie in Hamburg, aber auch etliche weniger prominente große Bauvorhaben? Die Folgen sind fast immer enorm höhere Kosten und eine ausgebremste Zeitplanung. Um dieses hohe wirtschaftliche Risiko zu verringern empfiehlt das Bundesbauministerium als Lösung den Einsatz einer neuen Planungstechnologie. Mit dem Building Information Modeling wird das Bauvorhaben dreidimensional visualisiert und soll damit transparenter und besser kontrollierbar sein.
Klingt vielleicht gut, nutzt aber wenig.
Denn die wahren Gründe für das Scheitern von Großprojekten liegen woanders. Bei öffentlichen Bauvorhaben werden die Kosten nur all zu oft unrealistisch niedrig gehalten, um die öffentliche Akzeptanz zu erhalten oder nicht zu gefährden. Die tatsächlichen Baukosten sind dann natürlich höher als geplant.
Eine weitere Ursache ist eine unvollständige und technisch unausgereifte Planung als Grundlage der Ausschreibung der Bauleistungen. Wenn noch nach dem Beginn des Baus vom Bauherrn gleichzeitig weiter geplant wird, kommt es zwangsläufig zu Behinderungen, Mehrkosten und Konflikten.
Ein weiterer Grund für das Misslingen vieler Großprojekte liegt in der zunehmenden Schwäche von Verantwortlichen. Zu oft ist Projektleitern die Absicherung in der eigenen Akte wichtiger, als der Projektfortschritt. Getrieben von Angst vor Fehlern und Kritik wird nichts entschieden. Für das Bauprojekt ist das der Exodus.
Die beste Lösung und damit die effektivste Risikovorsorge bei großen Bauvorhaben ist eine offene und transparente Kommunikation zwischen allen Beteiligten. Entscheidend ist die Bereitschaft zu Offenheit, reale Kosten klar zu benennen und notwendige Entscheidungen zügig zu treffen und zu verantworten. Das gilt auch schon für die Vertragsgestaltung, denn oftmals sind schlechte Verträge bereits der Anfang vom Ende.
Von Ernst Wilhem, Jurist bei HFK Rechtsanwälte, www.hfk.de